Hochwasserrisikomanagement: Wie es gelingen kann

Vortrag „Nachhaltiger Hochwasserschutz – Gemeinsam für die Region Aschachtal“ am 28. März 2019 im Pfarrheim Waizenkirchen

Weit über 200 Personen folgten der Einladung des Vereins Dammfrei und besuchten am 28. März das Pfarrheim Waizenkirchen, in dem die Veranstaltung „Nachhaltiger Hochwasserschutz – Gemeinsam für die Region Aschachtal“ stattfand.

Eröffnet wurde der Abend von Clemens Nachbauer, der als Moderator zahlreiche Vortragende und Gäste auf die Bühne bat, allen voran Josef Mair, Obmann des gemeinnützigen und parteiunabhängigen Vereins. Er erläuterte kurz das aktuell von Behördenseite und manchen Politikern präferierte Hochwasserschutzprojekt für die Region: Geplant ist ein Rückhaltebecken mit einem Hauptdamm von bis zu 6,5 m Höhe unmittelbar vor dem belebten Ortskern der Marktgemeinde Waizenkirchen. Dammfrei weist seit Jahren auf die Gefahren hin, die solch ein vermeintlicher Schutz darstellt und tritt für einen zeitgemäßen, dezentralen Hochwasserschutz und eine Stärkung des natürlichen Wasserrückhalts ein.

Den Hauptteil des Abends bildete der sehr informative Vortrag „Nachhaltiger Hochwasserschutz“ des renommierten Professors Bernhard Pelikan von der BOKU Wien. Er plädierte im Rahmen von Hochwasserrisikomanagement für ein Zusammenspiel von technischen und natürlichen Maßnahmen und sprach auch den zentralen Punkt der Vorsorge an. Dazu zählen u. a. Freihaltung von Überschwemmungsgebieten, Verringerung der Flächenversiegelung sowie Eigenverantwortung.

Schließlich kam noch Konrad Schützeneder zu Wort, ein Gast aus dem bayrischen Simbach, der das verheerende Hochwasser 2016, bei dem sieben Menschen nicht zuletzt infolge eines Dammbruchs ums Leben kamen, miterlebte und in seinem Vortrag anschaulich schilderte. Mittlerweile haben sich die Stadträte in Simbach entschlossen, ein Konzept zu realisieren, das in Austausch mit den Bürgern und der BOKU Wien erarbeitet wurde: Flutpolder werden geschaffen und eine Uferpromenade mit Wegen und Sträuchern wird angelegt, denn dem Wasser müsse wesentlich mehr Platz gegeben werden. Hier knüpfte Herr Schützeneder an Prof. Pelikan an, von dem das Zitat stammt: „Je mehr Platz der Fluss hat, desto weniger Schaden wird er anrichten.“ Und: „Wenn wir es schaffen können, unseren Gewässern deutlich mehr Platz einzuräumen als gegenwärtig, werden auch Hochwasserkatastrophen weniger verheerend ausfallen.“

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wies die Waizenkirchnerin Gerlinde Hofmann auf die weiteren Vorteile natürlicher Maßnahmen hin, indem sie vom Nutzen für das Grundwasser sprach und auch Klima- und Artenschutz erwähnte, dem konnten alle nur zustimmen.

Zum Abschluss kamen interessante Fragen und Stellungnahmen aus dem Publikum, u. a. bezüglich Flächenversiegelung: „Wir müssen uns alle selber an der Nase nehmen. Wir bauen ins Unendliche!“

Der Peuerbacher Bürgermeister Oberlehner griff einen zentralen Aspekt im Vortrag von Prof. Pelikan auf, indem er auf die Notwendigkeit eines konstruktiven Gesprächs aller Beteiligten pochte: Nur eine dauernde positive Kommunikation, Kompromissfähigkeit und hohe demokratische Reife aller Akteure könne im Bereich Hochwasserrisikomanagement zum Erfolg führen.

– Nicht zuletzt diesbezüglich stellte dieser Abend einen gelungenen Auftakt dar.

Wir freuen uns auch über das enorme Medienecho. Unter folgenden Links finden sich Beiträge von unserer Veranstaltung:
Tips
Rundschau
Top Agrar Österreich

Foto: V. l.: Josef Mair, Gerlinde Hofmann, Konrad Schützeneder, Prof. Bernhard Pelikan, Clemens Nachbauer